Kragen und Dangel, Bart und Hamme
– kryptische Wörter aus einer anderen Welt?
Jaaaa, aber nicht mehr für die Teilnehmer des ersten Sensenworkshops unserer Schule, der im Rahmen der Klimaaktivitäten mit Unterstützung der Schulleitung für interessierte Schüler am 25.6.2022 auf einer Streuobstwiese in Wittgensdorf stattfand.
Die Pächter der 2500m2 großen Wiese stellten uns diese zur Verfügung mit der Hoffnung, Hilfe bei der Grasernte zu erhalten.
Durchgeführt wurde das Projekt von SENSEINGENIOUS, das sind Lars Lange und Dirk Wehner, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, die Kenntnisse zur alten Technik der Grasernte an Menschen wie uns weiterzugeben und damit dieses Kulturgut zu erhalten.
Aufgeregt trafen wir uns um 8.50 Uhr an der Wiese. Dort lagen schon verschiedene Sensenbäume, mächtige Sensenblätter, aber auch Heurechen und Gabeln- das Mähgut muss schließlich auch beräumt werden – im Schatten eines Kirschbaumes bereit.
Um 9 Uhr ging es mit einer kleinen Vorstellungsrunde los, die nahtlos in die Theorie überging. Lars brachte uns die Sensenbäume (für den Unwissenden der „Stiel“ der Sense) näher:
Wie unterscheidet sich ein polnischer Baum von einem Österreichischen von einem Sächsischen? Welche Auswirkung hat das auf die Handhabung der Sense? Welche Vorteile haben die unterschiedlichsten Griffanordnungen? Wie findet man die für sich optimale Sense? Gibt es Linkshändersensen?
Welche Sensenblätter(also die Schneide) es gibt, erklärte uns dann Dirk – genauso enthusiastisch und mitreißend: Wofür werden verschiedene Blätter eingesetzt? Sind Baumarktsensen zu empfehlen? Welcher Stahl wird eingesetzt? Wo suchen wir die Hamme an der Sense? Wo ist das Warzenloch und der Dangel? Wo der Kragen und der Bart?
Welche Sicherheitsvorschriften gibt es beim Tragen, Mähen, Abstellen – NEIN – Ablegen der Sense zu beachten?
Uns schwirrte der Kopf…
Im folgenden praktischen Teil ging es nun an den Zusammenbau und die Einstellung einer Sense – jaaa, Sensen müssen eingestellt werden: auf die Körpergröße der Sensenfrau oder des Sensenmannes ebenso, wie die Neigung des Sensenblattes zum Sensenbaum und zur Erdoberfläche. Ist das nicht sachgerecht, macht das Sensen keinen Spaß und ist eine elende Schufterei.
Nachdem jeder „seine“ Sense fachgerecht eingestellt hatte, landeten diese erstmal wieder auf der Wiese.
Etwas enttäuscht bildeten wir alle eine Kreis und …“Füße schulterbreit- gebeugte Knie- Becken nach vorn gekippt – Kopf hoch“…Lars und Dirk übten mit uns die richtige Mähhaltung und die richtigen Mähbewegungen , was für Außenstehende sicher lustig anzusehen war.
Und dann, dann ging es endlich an das Gras… UND SIEHE DA – ES FIEL …bei allen klappte die Mahd auf Anhieb!!! Sicher gab es von Lars und Dirk Korrkturhinweise, aber das Grundprinzip beherrschten alle und nun hieß es üben- also mähen!!! Manche waren wie im Flow, konnten gar nicht mehr aufhören…
…bis das späte Mittag rief – jeder hatte etwas mitgebracht, was nun geteilt wurde. Elena (Dirks Tochter, eine Schülerin unserer Abgangsabiklasse) kam noch mit leckerem Bananenbrot und Käsespießchen um die Ecke – DANKE dafür – und so saßen wir gemeinsam im Gras und futterten.
Frau Büttner konnte es nicht lassen und noch etwas zur Entwicklung von Streuobstwiesen in Deutschland und deren ökologischer Bedeutung sowie den Vorteilen der Sensenmahd zur herkömmlichen Mahd mit Benzin oder Elektromähern zu erzählen und dann sprangen die ersten schon wieder auf, um dem noch stehenden Gras zu Leibe zu rücken. Andere begannen, das gemähte Gras auf Schwaden zu legen und für den Abtransport fertig zu machen. Um 16 Uhr war alles gemäht und beräumt, wir stolz und zufrieden!
Ein herrlicher Tag mit viel Lachen, Gesprächen (ja, man kann sich beim Sensen ohne Schreien unterhalten) und ganz viel Gemeinschaftssinn ging zu Ende.
Ein herzliches Danke nochmal an Senseingenious für diesen tollen lehrreichen Tag, an die Schulleitung für die finanzielle Unterstützung, an alle mitmachenden Schüler für ihr Interesse, ihre Freude, ihren Spaß, den sie an diesem Tag zeigten.
Ich fand es unheimlich schön und bezaubernd – DANKE dafür!
Sabine Büttner